Marie Rodewald wuchs in Thüringen in einer Theaterfamilie auf. Der Vater war Schauspieler, die Mutter Opernsängerin. Nach dem Diplom der Theaterpädagogik ging sie nach Zürich, studierte Theaterregie und inszenierte an staatlichen Theatern wie auch in der freien Szene. 2016 entschied sie, das Theater hinter sich zu lassen und gründete das STIMME+ Studio in Berlin. Marie ist Gast-dozentin an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Sie lebt mit ihrem Partner und Tieren auf dem Land.

"Marie´s Energie ist absolut ansteckend."

Constanze Stinnes | Architektin

Was motiviert dich, Menschen die Stimme näher zu bringen?*

Die Stimme ist ein sehr feiner Seismograph der Persönlichkeit. Das bedeutet, dass sich Gefühle und Gedanken in der Art wie ein Mensch seine Stimme benutzt, widerspiegeln. Das ist ehrlich, zugleich emotional und nicht so ganz fassbar. Genau dieser Widerspruch fasziniert mich. Wird ein Mensch dann von dem ungeahnten Potenzial seiner Stimme berührt, macht mich dies glücklich, denjenigen ein Stück dahin begleitet zu haben. 

Vom Theater kommend, bist du schlussendlich bei der Stimme gelandet. Warum?*

Ich würde es gerne andersrum beschreiben. Die Stimme war eigentlich immer das Zentrum. Ich brauchte jedoch einen Moment dazu zu stehen. Schon als Kind war ich Menschen sehr zugetan. So ein richtiges Abenteuerkind, immer auf Achse, neugierig durch Erfahrung zu lernen. Als Einzelkind habe ich, um nicht allein zu sein, viel gesungen. Mit Zwölf hatte ich dann dieses enorme Glück, einen kompetenten und sensiblen Stimmbildner an meiner Seite zu haben, der mich bis zur jungen Frau, also bis Anfang Zwanzig intensiv gefördert hat. Und als es um die Berufswahl ging, wollte ich mir dieses wertvolle Wissen über die Stimme nicht durch eine Hochschule irritieren lassen und natürlich am Theater so erfolgreich wie meine Eltern werden - nein, das natürlich nicht, aber mich künstlerisch verwirklichen. Als mit Anfang Dreißig dann der Erfolg im Theater langsam kam, hab ich mich in einem Moment daran erinnert, was mir wirklich immer wichtig war: die Stimme.

*Immer wieder stellen seit 2016, der Gründung des Berliner Studios,

Kunden Fragen über die Entstehung von STIMME+ und wie ich das geworden bin, was ich bin. Diese vier sind die beliebtesten.

Du selbst singst nicht öffentlich? Warum eigentlich?*

Das ist eine häufig gestellte Frage. Ich erinnere mich, dass ich mich, bevor ich Theaterregie studiert habe, auch für Schauspiel in Rostock bewarb. Ich schaffte es bis in die letzte Runde, performte ein paar Lieder am Klavier und alle kamen, jubelten mir zu. Das hat Spaß gemacht, aber bedeutete mir nicht viel. Ich wollte ja Schauspielerin werden. Die Professoren sagten dann bei der finalen Entscheidung, sie sind eben Sängerin, nicht Schauspielerin. Das war ein irritierender Moment, weil ich wußte, das bin ich eigentlich nicht, obwohl ich gerne, überall und zu jeder Tageszeit vor Menschen singe. Heute weiß ich, Singen und mit der Stimme umgehen, ist für mich so natürlich, dass ich es mir aussuchen kann, was mich an der Stimme wirklich interessiert. Und das ist eben der Klang einer Stimme und wie dieser in jedem Menschen unverwechselbar entsteht. Das berührt mich.  

Was kann die Beschäftigung mit der Stimme uns noch für das Leben mitgeben?*

Eine der wichtigsten Fragen! Die Stimme ermöglicht jedem zu sich zu kommen, mutig seine Einzigartigkeit in die Welt zu bringen und das nicht egoistisch. Zuviel Wille blockiert nämlich den Klang, der richtig offen schwingt. Es braucht Wissen, was Loslassen bedeutet, Zuhören, aber auch wie man den Fokus schärft, Prozesse aushält, die einen auch aus der Komfortzone bringen können. Das sind alles essentielle menschliche Fähigkeiten, die wir im Alltag mehr als benötigen, gerade jetzt, wenn sich Zeitgeschichte so krisenhaft anfühlt. Ich glaube, Grundvertrauen ist eines der wichtigsten Aspekte in der Beschäftigung mit der Stimme. Sich vertrauen und mit diesem Vertrauen seinem Umfeld offen zu begegnen.